Der Turnierleiter berichtet

Zum 01.07.2014 treten die neuen FIDE-Regeln in Kraft. Aus diesem Grund habe ich am 24.05.2014 einen Lehrgang besucht, bei dem die wichtigsten Änderungen erklärt und diskutiert wurden. Lange Zeit besprochen wurde der Artikel 11.3 b) (sog. E-Doping), der von nun an das Mitbringen von Mobiltelefonen verbietet. Dort heißt es: „[…] Wenn es offenbar ist, dass ein Spieler ein solches Gerät [Mobiltelefon und/oder ein anderes elektronisches Kommunikationsmittel] in das Turnierareal gebracht hat, verliert er seine Partie. Der Gegner gewinnt die Partie. Das Turnierregelement kann eine andere, weniger strenge Bestrafung vorsehen. […]“ Dabei wurde festgehalten, dass Schiedsrichter aufgrund von Gesetzen, die z. B. den Datenschutz und das Recht auf Privatsphäre regeln, nicht befugt sind, Spieler zu durchsuchen oder abzutasten bzw. das Gepäck zu kontrollieren, insbesondere nicht in die Toilettenkabine zu schauen.

Ich habe bei den nachfolgenden Punkten nicht oder nur selten den originalen Text aufgeschrieben, sondern sinngemäß die Regeln/Änderungen in kompakter Form wiedergegeben, damit diese kürzer und verständlicher sind.

Michael Gerst

 

Fide-Regeln Änderungen (pdf)


Wichtige Änderungen in den FIDE-Schachregeln (ab 01.07.2014)

  • Die Wartezeit, nach der ein Spieler seine Partie verliert, muss in der Ausschreibung stehen, sonst gilt die erste Zeitkontrolle als Wartezeit.

  • Die Zeitgutschrift, die ein Spieler erhalten kann, dessen Gegner z. B. einen regelwidrigen Zug ausführt oder Figuren umwirft, beträgt in Turnierpartien einheitlich zwei Minuten.

  • Führt derselbe Spieler in einer Turnierpartie (!) zweimal einen regelwidrigen Zug aus, so verliert er die Partie, außer der Gegner hat zu wenig Material zum Matt setzen.

  • In Schnellschachpartien verlieren regelwidrige Züge, genau so wie im Blitzschach.

  • Es ist verboten, ein Mobiltelefon o. ä. Hilfsmittel zum Turnierort mitzubringen, ein bloßes Ausschalten genügt nicht. Bei Missachtung verliert derjenige Spieler die Partie. Das Turnierregelement kann eine andere, weniger strenge Bestrafung vorsehen.

  • Ein Remisangebot kann dem Gegner durch Kreuzen der Zeigefinger an den Mittelgelenken angezeigt werden.

  • Eine Partie ist sofort Remis (also auch ohne Reklamation, s. u.), wenn die gleiche Stellung in fünf aufeianderfolgenden Zügen beider Spieler entstanden ist.

  • Eine Partie ist sofort Remis (also auch ohne Reklamation, s. u.), wenn in 75 aufeianderfolgenden Zügen kein Bauer gezogen und keine Figur geschlagen wurde.

Nun folgt eine Auffrischung altbekannter, jedoch immer wieder nicht bzw. falsch angewandter Regeln.

Wichtige FIDE-Schachregeln

  • Ein Zug ist ausgeführt, wenn die Figur losgelassen wurde – der Gegner darf dann seinen Zug ausführen, er muss also nicht warten, bis die Uhr gedrückt wurde. Beim Blitz- und Schnellschach sind jedoch noch Korrkekturen vor dem Drücken der Uhr bei regelwidrigen Zügen möglich.

  • Ein Zug ist vollständig abgeschlossen, wenn die Uhr gedrückt wurde.

  • Züge dürfen erst aufgeschrieben werden, nachdem sie ausgeführt worden sind.

  • Ein Remisangebot ist auf dem Partieformular hinter dem Zug von beiden Spielern mit einem (=) zu kennzeichnen.

  • Wird mit Zeitgutschrift gespielt, gilt die Mitschreibepflicht während der gesamten Partie. Wird ohne Zeitgutschrift gespielt, muss bei einer Bedenkzeit von weniger als fünf Minuten bis zur nächsten Zeitkontrolle nicht mitgeschrieben werden (allenfalls vom Schiedsrichter).

  • Bei einer (mindestens) dreimaligen Stellungswiederholung kann Remis reklamiert werden, wenn die gleiche Position zum dritten Mal entstanden ist bzw. zum dritten Mal entstehen wird. Dazu muss der Antragsteller den Zug auf seinem Partieformular notieren, die Uhr anhalten und den Schiedsrichter/Mannschaftsführer informieren. Wichtig ist, dass die Stellung nicht dreimal hintereinander entstanden sein muss, es geht auch z. B. im 35., 38. und 40. Zug. Jedoch muss derselbe Spieler am Zug sein und alle Zugmöglichkeiten (auch das Rochaderecht und die en passant-Möglichkeit) müssen gleich sein.

  • Wurde in 50 aufeianderfolgenden Zügen kein Bauer gezogen und keine Figur geschlagen, so kann Remis reklamiert werden, wenn die 50 Züge ausgeführt worden sind bzw. ein Spieler seinen 50. Zug ausführen möchte (Vorgehensweise wie oben: Zug aufschreiben und Schiedsrichter/Mannschaftsführer informieren).

Ein Gedanke zu “Der Turnierleiter berichtet

  • 29. Mai 2014 um 18:20
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    Vielen Dank, Michael; für den sehr informativen und leicht verständlichen Bericht.

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