Pleiten, Pech und Pannen

OSV IV unterliegt bei SC Buer-Hassel II mit 3½:4½

Es war von vornherein klar, dass unser Auftaktkampf gegen Buer-Hassel kein leichter werden würde; schon in Bestaufstellung wären wir an den meisten Brettern nach DWZ deutlich unterlegen gewesen. Dass Alfred Klesse wegen des Kampfes der Ersten nicht spielen konnte, stand frühzeitig fest; da Julian Schwarz terminlich verhindert war, musste Harald Meyer einspringen. Am Donnerstag meldete sich dann auch noch Peter Kittel krank, der eigentlich sein erstes Spiel für den OSV absolvieren sollte; da Helmut Junge, der ohnehin nur in Notfällen spielen wollte, auch bereits anderweitige Verpflichtungen hatte, war meine erste Wahl für einen Ersatz aus der Fünften Razvan Grumaz, der auch tatsächlich zusagte.

Am Spieltag gingen die Schwierigkeiten weiter: An unserem Treffpunkt vor dem OSV-Spiellokal warteten wir zunächst vergeblich auf Alexandru Cosovan; ein Anruf ergab, dass es offenbar ein Missverständnis bezüglich der Uhrzeit gegeben hatte. Karl Hirtz bot sich an, ihn zu Hause abzuholen, während Harald und ich uns auf den Weg nach Gelsenkirchen machten. Da mir die Postanschrift des Spiellokals, eines Gemeindezentrums, nicht bekannt vorgekommen war, hatte ich mir im Vorfeld von einem bekannten Internet-Kartendienst die genaue Lage anzeigen lassen. Dort angekommen stellte ich zunächst fest, dass wegen eines verkaufsoffenen Sonntags nirgends ein Parkplatz zu finden war. Nachdem ich es in der Parallelstraße vergeblich versucht hatte, ließ ich die bei mir mitgefahrenen Daniel Tatarinov und Razvan Grumaz aussteigen und gab ihnen neben der Wegbeschreibung noch die Spielberichtskarte mit, damit diese noch halbwegs pünktlich vorgelegt werden könne.

Ich fand schließlich nach Abklappern mehrerer Seitenstraßen und einer Ehrenrunde einen erstaunlich leeren Parkplatz am Jobcenter, allerdings einige Minuten Fußweg vom Zielort entfernt. Als ich dort ankam, war von Daniel und Razvan keine Spur und auch sonst kein mir bekanntes Gesicht zu sehen; dort befand sich lediglich eine Kirche, aber kein Gemeindezentrum. Passanten konnten mir nicht weiterhelfen, konsultierten aber freundlicherweise ihr Handy-Navigationssystem, das mir mitteilte, ich hätte mein Ziel erreicht. Ich ging etwas in beide Richtungen und hielt nach Schachspielern Ausschau, konnte aber keine entdecken. Schließlich fiel mir ein, dass ich vor etlichen Jahren einmal als Ersatzspieler bei einem Auswärtsspiel in einem Lokal in unmittelbarer Nähe war, von dem ich allerdings glaubte, dass es zu SF Gelsenkirchen 2002 gehöre; in Ermangelung von Alternativen versuchte ich dort mein Glück.

Es zeigte sich, dass an der etwas versteckt liegenden Tür tatsächlich ein Schild des SC Buer-Hassel hing, und mir wurde auch gleich geöffnet; es empfing mich neben einem der Gastgeber unser aufgerücktes Brett Zwei, Jens Nover, mit den Worten: „Da bist du ja endlich, die lassen uns nicht spielen!“ Wie sich heraustellte, hatte Haralds Navigationssystem als einziges die Adresse richtig verortet, so dass er mit Jens und Marcel Lohse dort eingetroffen war; von Razvan und Daniel (und der ausgefüllten Spielberichtskarte) war hingegen auch hier keine Spur, und auch Karl mit Alex war nicht angekommen — natürlich durften unsere drei anwesenden Spieler unter diesen Voraussetzungen ihre Partien nicht aufnehmen. Immerhin hatten unsere Gegner die Uhren kulanterweise erst um 14 Uhr in Gang gesetzt, so dass zu diesem Zeitpunkt erst 12 Minuten fehlten. Und es gelang auch, unsere vier Versprengten (die sich irgendwo nahe der Kirche getroffen hatten) telefonisch zu kontaktieren und zum Spiellokal zu lotsen, wo sie wenige Minuten später eintrafen. So konnten wir endlich unter (bis auf die verlorene Zeit) regulären Umständen mit dem Spiel beginnen.

Für mich persönlich setzte sich die Pannenserie praktisch nahtlos fort: Nach den ersten Zügen wollte ich den Stress bei der Anreise mit einem Tässchen Kaffee verdauen; dabei übersah ich bei der Pad-Kaffeemaschine ein am Deckel klebendes Pad des Vorbenutzers und setzte so den Verpflegungsbereich unter Wasser. Rein schachlich war das kein Nachteil, weil mein Gegner erst einmal mit der Beseitigung der Überschwemmung beschäftigt war, aber allmählich keimte bei mir die Befürchtung, dass sich an einem solchen Tag die nächste Panne auf dem Brett ereignen würde.

Doch zunächst begann der Kampf mit positiven Überraschungen. Zuerst erspielte Daniel Tatarinov ein Remis (das war noch keine große Überraschung, sondern bestätigte seine Leistung vom vorherigen Sonntag; mit besserer Bedenkzeitausnutzung wäre vielleicht auch noch mehr möglich gewesen). Dann trumpfte Harald Meyer gegen seinen rund 240 Punkte stärkeren Gegner mit einer Fesselung auf, durch die er entscheidenden Materialgewinn androhte; sein Kontrahent parierte diese Drohung, indem er ihm stattdessen ein elegantes Matt mit Springer und Läufer bzw. (nach dem erzwungenen Tausch) Dame gestatte. Und Razvan Grumaz, bei dem ich mir zwischenzeitlich schon Gedanken gemacht hatte, ob ich ihm möglicherweise doch einen zu starken Gegner (mit fast 300 DWZ-Punkten mehr) zugemutet haben könnte, gewann Bauern und verwertete sie im Endspiel souverän.

Leider ging es nicht so erfreulich weiter: Karl Hirtz übersah eine Opferkombination, die zum Matt führte (auch die Ablehnung des Springeropfers hätte ihn wohl nicht gerettet). Das (nicht ausgespielte, aber wohl gerechtfertigte) Remis von Jens Nover, das wenig später folgte, war wiederum eine starke Leistung (hier hatte der Gegner 260 Punkte mehr), vergrößerte aber eben nicht unseren Vorsprung.

Trotzdem sah es nicht ganz schlecht für uns aus. Alexandru Cosovan hatte leider schon relativ früh einen Bauern verloren (oder geopfert?), aber in ein Turmendspiel abgewickelt, in dem ein Remis gut möglich schien. Nach Aussage von Zuschauern, die mehr Zeit als ich hatten, die Partie zu beobachten, ließ er auch ein paar Remismöglichkeiten aus; es gingen weitere Bauern verloren, und die Aussichten verschlechterten sich erheblich. Bei Marcel Lohse hingegen schien mir die Partie klar gegen ein Remis zu streben; die Stellung war völlig geschlossen, und alles sah nach einer kompletten Blockade der Bauern aus.

Ich hatte eine ziemlich komplizierte Stellung auf dem Brett, mit etwas Raumvorteil, aber dafür ohne einen vernünftigen langfristigen Plan (der naheliegende Bauernvorstoß war nicht durchzusetzen) und mit langsam knapp werdender Bedenkzeit. Um nicht durch die entscheidende letzte Panne auf dem Brett doch noch den Kampf zu verlieren, bot ich Remis zum vermeintlich wahrscheinlichen 4:4 an — die entscheidende letzte Panne. Mein Gegner nahm sich viel Zeit zum Nachdenken. In der Zwischenzeit musste Alex aufgeben, nachdem sich das Endspiel weiter zu seinen Ungunsten entwickelt hatte; das kam ja nicht ganz unerwartet. Dann aber gab plötzlich auch Marcel auf; sein Gegner war doch irgendwie am Damenflügel durchgebrochen, und Marcel war überzeugt, dass seine Stellung danach nicht mehr zu halten war (ich hatte keine Gelegenheit, das zu analysieren, sein Kontrahent schien aber etwas überrascht). Nach dieser unerwarteten Wendung nahm mein Gegner natürlich das Remisangebot an; die Bedenkzeit hatte er gut investiert.

Somit ging unser erster Kampf der Saison auf unglückliche Weise mit dem knappstmöglichen Ergebnis verloren (da wäre es mir noch lieber gewesen, wenn ich meine Partie im Kampf um die Entscheidung verloren hätte). Andererseits haben wir gezeigt, dass wir in der Klasse gut mithalten können und insbesondere von unseren Jugendlichen noch einiges zu erwarten haben. Und bei den sechs noch anstehenden Kämpfen kenne ich zum Glück die Spiellokale.

OSV IVTabelle1. RundeEinzelergebnisse

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hinweis: Es werden nur Kommentare mit korrekten Angaben zu Namen und Email-Adresse veröffentlicht. Eine Anonymisierung durch die Redaktion (auch mit selbst gewähltem Pseudonym) ist auf Wunsch möglich.