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WAZ 24.6. 1991
OSV
erlebt Blüte in 70er
Jubiläum in kleinem Rahmen
Nachdem am 12. August 1945 ein
gewisser"Captain Blackstroke" seitens der britischen Militärverwaltung
die Erlaubnis erteilt hat, erfolgt zwei Tage später die Neugründung des
OSV 87 mit Erich Uhlenbrock als Vorsitzendern (bis 1946).
Unter dessen Nachfolger, Theodor Steiner, feierte der Verein 1947 in
bescheidenem Rahmen sein 60jähriges Bestehen. In dem eigens
ausgerichteten Einladungsturnier siegte der Bottroper Oskar Wielgos. In
den 50er Jahren war der OSV auch überörtlich erfolgreich. Bester
Einzelspieler war Hans Hoffmann,der 1951 und 1952 Einzelmeister des
Schachverbandes Ruhrgebiet sowie 1952 auch NRW-Vizemeister wurde.
Weiterhin wären Theodor Loosberg mit fünf und
Hans
Sparmacher mit drei Stadtmeistertiteln (1946 bis 1954) zu nennen.
Die erste Mannschaft wurde 1951 Ruhrgebietsmeister und startete ab
1951/52 in der damals höchsten Liga, der NRW-Bundesklasse. Die enormen
Fahrtkosten veranlaßten den Verein jedoch 1955 zum freiwilligen Abstieg.
1956 wurde Oberhausen ein eigener Schachkreis mit zeitweise bis zu
sieben Vereinen, der bis 1969 Bestand hatte. Sportlich war der
Schachkreis in den 60er Jahren von einem Dreikampf geprägt. Den
OSVSpitzen Alfred Schlya, Manfred "Cassius" Achenbach, Hans Ertl und
Walter Pilberg standen diejenigen von Turm Osterfeld (Plogsties,
Krabbe, Deflicze) und der BSG HOAG (ab 1972 SV Thyssen: Raukuttis,
Lindemann, Knuth) ebenbürtig gegenüber.
Zwischen 1960 und
1970 war Alfred Schlya mit vier (von insgesamt sechs)
Stadtmeistertiteln am erfolgreichsten. Beständigster Blitzspieler war
Hans Ertl, der zwischen 1957 und 1973 neunmal OSV-Blitzmeister wurde -
ein bis heute bestehender Rekord.
1965 übernimmt schließlich
Alfred Schlya den Vorsitz des Vereins. Noch als Geschäftsführer hatte
Schlya überragenden Anteil an der Organisation der
Mannschafts-Europameisterschaft im Juni/Juli 1961 in Oberhausen. Mit
der Damen-Olympiade 1966 machte sich der OSV als Ausrichter eines
internationalen Schachereignisses einen Namen. Beide Male siegt die
Sowjetunion.
In einem etwas kleineren Rahmen war auch die
Nationalmannschaft zu Länderkämpfen in Oberhausen zu Gast. So gab es im
Juni 1962 ein 11:11 gegen die Niederlande, im Mai 1980 eine klare
6:14-Niederlage gegen Ungarn.
Anfang der 70er Jahre begann
der sportliche Höhenflug des OSV, der mit Titelgewinnen im
Jugendbereich eingeleitet wurde. 1970 wurde Hemmert, ein Jahr später
Waagener NRW-Pokalsieger. Ebenfalls 1971 belegte Hemmert einen dritten
Platz bei den Deutschen Meisterschaften und 1974 errang Petra
Zimmermann den NRW-Titel der weiblichen Jugend.
Davon
profitierte auch die erste Herrenmannschaft, die 1972 die
Ruhrgebiets-Meisterschaft feierte und bis in die NRW-Bundesliga - der
höchsten erreichbaren Klasse - aufstieg. Die Saison 1973/74 sieht die
vielleicht stärkste OSV-Mannschaft aller Zeiten am Start mit Burkart
Hemmert, Ulrich Waagener, Edgar Thur, Alfred Schlya, Hans Koch, Manfred
Enders, Hans Ertl und Michael Hemmert.
In den 70er Jahren
machten sich die Auswirkungen der Professionalisierung des Schachsports
bemerkbar. Äußere Zeichen waren die Einführung der einteiligen
(heutigen) Bundesliga 1974 und die gesetzliche Anerkennung der
Gemeinnützigkeit des Schachsports 1980. Erstmals sah sich der OSV mit
Abwerbungen finanzkräftiger Nachbarvereine konfrontiert.