NRW-Klasse I 2014/15: OSV I – SV Kamen I


Heute gelang uns ein weiterer Sieg, diesmal in der Höhe von 6:2 (siehe auch: Tabelle).

Beide Mannschaften traten dabei in Bestbesetzung an. Während unsere ersten zwei Vorder- und Hintermänner im Ergebnis das Tor sauber hielten, konnte das Mittelfeld voll durchziehen.

Vlastimil bekam es mit einer altvertrauten Isolanistellung in der Italienischen Eröffnung zu tun, die ihm keine großen Probleme bereitete. Sein Gegner konnte die übliche, leichte Initiative nicht verwerten.
Mir selber gelang es gegen die Tarraschverteidigung meine Eröffnungsvorbereitung aufs Brett zu bekommen, so daß ich in einem frühen Endspiel das Läuferpaar und leichten Vorteil erhielt, bei großem Bedenkzeitvorsprung. Nach ungenauem Spiel meinerseits musste ich dann selber ums Remis kämpfen, was mir dann trotz etwas holprigen Spiels auch gelang.

Jürgen bekämpfte das 1.e4 seines Gegners mit dem Paulsen-Sizilianer, wobei er etwas unüblich seinen schwarzfeldrigen Läufer fianchettierte. Sein Gegner fand keine wirklich giftige Idee dagegen, so daß die Initiative auf Jürgen überging. Später konnte er vorteilhaft den Zentrumsdurchbruch …d6-d5 durchsetzen und kurz danach den wichtigen schwarzfeldrigen Läufer seines Gegners gegen einen Springer tauschen. Danach war es größtenteils das berühmte Spiel auf ein Tor, welches Jürgen denn auch schoss.
Aleksej’s Partie war die wahrscheinlich spektakulärste, er musste witzigerweise gegen den Paulsen-Sizilianer spielen (wobei sein Gegner aufs Fianchettieren des Königsläufers verzichtete). Anders als Jürgen’s Gegner entschied sich Aleksej mit frühem c2-c4 für eine Maroczy-Struktur. Hiernach entschied sein Gegner sich seinen wertvollen schwarzfeldrigen Läufer gegen den Sc3 einzutauschen, um im Gegenzug die weiße Bauernstruktur (in Form eines isolierten Doppelbauerns auf der halboffenen c-Linie) nachhaltig zu ruinieren. Kurze Zeit später opferte Aleksej, wenn auch mit mulmigem Gefühl im Bauch, seinen Springer auf e6 und bekam dafür zwei Bauern. Als wichtige positionelle Dreingabe erhielt er zudem aktives Figurenspiel mit Raumvorteil und er konnte seinen Gegner in eine unangenehme Fesselung drängen. Obendrein blieb seinem Gegner nur die lange Rochade zur Ausführung übrig. Dennoch war die Lage wohl zumindest unklar, am Ende aber stand die 1 für uns.

Auch die Partie von Andreas Söhnchen bot etwas für’s Auge. Er wählte im Caro-Kann gegen den Panov-Angriff seines Kontrahenten eine etwas unharmonisch anmutende, aber nichtsdestrotrotz hochgiftige (und akademisch korrekte) Nebenvariante, welche erst vor kurzer Zeit das Licht der Welt erblickt hat. Der Weißspieler kam mit den Verwicklungen nicht gut zurecht und sah sich nach Damentausch einem wirkungsmächtigen schwarzen Läuferpaar ausgesetzt. Später verlief sich sein König nach h5, wo dieser wenig Luft bekam, was dann auch den (natürlich nicht alleinigen) entscheidenden Ausschlag gab.
Claus konnte nach unorthodoxem Eröffnungspiel seinen jungen Gegner zu riskantem Spiel verleiten, das diesem sprichwörtlich das Genick brach. Im Glauben, einen bequemen Materialgewinn durchführen zu können, tauschte er für diesen seinen wertvollen Fianchettoläufer ein. Anstatt eines Materialgewinns musste er sich dann zwischen Damenverlust oder Matt gesetzt werden entscheiden. Er entschied sich für die dritte Alternative und gab auf.

Dragos‘ Partie war eröffnungszyklopädisch etwas schwieriger einzuordnen; am ähnlichsten sah die Stellung dem königsindischen Angriff. Viel mehr habe ich auch nicht mitbekommen, jedenfalls wurde später die Punkteteilung vereinbart.
Andreas Voge konnte der aus dem Königsfianchetto entstandenen Stellung seines Gegners früh eine empfindliche Schwächung der Bauernstruktur (Doppelbauer auf der e-Linie, welche aber geschlossen war) zufügen, ohne daß dieser ernste Kompensation dafür erhielt. Später konnte er durch eine längere taktische Abwicklung einen Mehrbauern gewinnen, welchen sein Gegner durch einen Zwischenzug allerdings zu einem Doppelbauern im Zentrum entwerten konnte. Im entstandenen Bauernendspiel konnte unser Mann keinen entscheidenen Durchbruch erzielen, so daß diese Partie leider ins Remis versandete.

Im Ergebnis können wir, auch dank des Umstandes daß der SV Letmathe gegen unseren Vorrundengegner Turm Lippstadt verloren hat, aktuell den ersten Platz in der Tabelle unser eigen nennen.