NRW-Klasse 2013/14: Oberhausener SV – SG Bochum 31 II

Marcel Becker

Für diesen Heimkampf war es uns gelungen, mit der Stammbesetzung anzutreten; es sollte sich bezahlt machen. Vor dem Kampf galt es noch diesen Umstand als Bilddokument festzuhalten:

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Und so sah die Aufstellung beider Mannschaften aus: DSC03061

Ich war mit Jürgen Kaufeld zusammen von Duisburg aus zum Mannschaftskampf gefahren. So wusste ich vor allen anderen, daß er sich über Nacht eine schwere Erkältungskrankheit eingefangen hatte. Erkennbar war dies unter anderem an seiner heiseren Stimme. Da er so kurzfristig nicht absagen wollte, weil dies die Mannschaft in Schwierigkeiten gebracht hätte, schleppte er sich dennoch ans Brett. Dort gelang ihm immerhin ein unter den gegebenen Umständen wertvolles und schnelles Remis mit den schwarzen Steinen.

Kurze Zeit später kam Aleksej zu mir und fragte mich, ob er das Remisangebot seines Gegners (Sebastian Kitte) annehmen solle. Zuerst überließ ich ihm die Wahl unter der Auflage, er solle sich erst einmal den Wasserstand an den übrigen Brettern anschauen. Währenddessen schaute ich mir die Sizilianischstellung auf seinem Brett an. Nachdem er wieder zu mir kam, um mir die Entscheidung zurück zu übertragen, wies ich ihn an weiter zu spielen. Dies erwies sich später als Gold wert.

Claus Nissen misslang die Eröffnung im Halbslawen, so daß er mit einem Minusbauern verblieb. Da sein Gegner (Jürgen Mazarov) aber ebenfalls Ungenauigkeiten einfliessen ließ, ergab sich auch hier ein flottes Unentschieden. Die Kompensation des Weißen für den Minusbauern wäre wohl auch ausreichend gewesen, wenn auch nicht mehr.

An Brett 7 zahlte sich unterdessen die gewohnt souveräne Eröffnungsvorbereitung von Andreas Söhnchen aus, der ungefährdet das dritte Remis erspielen konnte.

Mir selber gelang in meiner Partie leider gar nichts. In einem Altbenoni ohne c2-c4 konnte ich den meist bequem zu erspielenden PlusGleich-Vorteil nicht konservieren. Nachdem sich das Spiel durch mein Zutun im Zentrum halb geöffnet hatte, stellte ich in einem Anfall von Schachblindheit einen wichtigen Zentralbauern ein. Die Kompensation in Form eines Läuferpaars war kaum der Rede wert, meine überzogenen Verwicklungsversuche beschleunigten nur den Untergang; zuerst ging die Qualität und dann die Partie verloren. Somit stand es auf einmal so: DSC03064

 

 

 

 

 

 

Für Andreas Voge hatte der Tag gut angefangen – ihm war es gelungen sein FRITZ-Programm im Blitzschach zu besiegen! Und auch der Eröffnungsverlauf in seiner Turnierpartie entwickelte sich nach seinem Geschmack, nachdem sein Kontrahent im Paulsensizilianer früh mit d7-d5 die Stellung öffnete und dabei sichtbaren Entwicklungsrückstand in Kauf nahm. Eine nach theoretischem Kenntnisstand durchaus solide Spielweise, welche vom Schwarzspieler (Daniel Pilat) auch schon mehrfach erfolgreich angewandt worden war. Diesmal allerdings nicht. Andreas spielte optimistisch und aktiv und konnte somit den Gegner zur Abgabe zweier Bauern nötigen. DSC03065

 

 

 

 

 

Dragos‘ Stellung, entstanden aus einem Königsinder mit g2-g3, sah ebenfalls verheissungsvoll aus. Er besaß einen Mehrbauern, das Läuferpaar und auch allgemein aktive Figuren, während der Gegner (Kevin Kahleys) sich mit einem Einzelbauern am Damenflügel und einem leicht angeschlagenen Bauernschutz am Königsflügel rumärgern musste.

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Vlastimil stand leider bedenklich und musste eine schwierige Stellung verteidigen. DSC03071

In dieser Situation schoß Aleksej den Ausgleichstreffer. Nach dem Remisangebot hatte er sich durch solide strategische Stellungsbehandlung ein klar besseres Läuferendspiel erspielt und erzwang nach einem taktischen Fehler seines Gegners den Übergang in ein gewonnenes Bauernendspiel, welches sich dieser auf dem Brett allerdings nicht mehr zeigen ließ.
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Ab da lief es weitgehend rund für uns. Dragos hebelte nach der Zeitnotphase in einem Endspiel mit Dame + 2 Leichtfiguren auf jeder Seite die gegnerische Königsflügelbauernkette auseinander und kam dadurch zu starkem Königsangriff, bei dem sein Läuferpaar seine volle Stärke entfalten konnte. DSC03080

 

 

 

 

 

Vlastimil kämpfte sich tapfer durch ein schwieriges Endspiel mit Turm + Läufer gegen Turm + Springer des Gegners (Jochen Dahm). Das einzig Positive war, daß dieser seine Stellung nur schwer verstärken konnte. In der Zwischenzeit hatte Andreas Voge seinem Gegner durch einige Figurentäusche den Großteil potenzieller Gegenspielmöglichkeiten weggenommen.

Dragos‘ Königsangriff schlug, wie zu erwarten war, durch und Vlastimil konnte den Gewinnversuchen seines Gegners standhalten. Andreas Voge gewann noch eine Qualität zu den zwei Bauern und konnte, auch wenn es sich noch etwas hinzog, souverän zum vollen Punkt verwerten.

Somit stand es am Schluß 5-3 für Oberhausen. DSC03088

3 Gedanken zu “NRW-Klasse 2013/14: Oberhausener SV – SG Bochum 31 II

  • 28. November 2013 um 14:02
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    Hi Marcel, ich finde, Du solltest nicht so offen darüber schreiben. Du darfst als MF bei einem Remisangebot nicht die Bewertung der fraglichen Stellung in Deine Entscheidung einbeziehen sondern ausschließlich den Gesamtstand der übrigen Partien.
    LG
    Eberhard Bießner

    Antwort
    • 29. November 2013 um 22:49
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      Mich würde interessieren, wo dies als Regel so geschrieben steht.
      Nebenbei habe ich zum einen den Stand der übrigen Partien mit einbezogen (bzw. ich hatte den Stand der übrigen Partien bereits vor dem Remisangebot wahrgenommen), zum anderen habe ich mich jetzt auch nicht detailliert mit Aleksej’s Partie auseinander gesetzt gehabt. Sie sah zu dem Zeitpunkt auch keineswegs gewinnträchtig aus oder auch nur nach klarem Vorteil. Selbst die Existenz eines leichten Vorteils schien mir fraglich. Das Einzige, was ich in der Kürze der Zeit erkennen konnte, war daß seine Stellung spielbar war und offen im Ausgang.

    • 29. November 2013 um 23:20
      Permalink

      Hallo Eberhard! Ich habe etwas recherchiert und bin dabei auf folgende Seite gestossen: http://www.chess.at/downloads/oesb_schirikurs.pdf

      Auf den Seiten 21 und 22 des Dokumentes wird auf die Rechte und Pflichten des Mannschaftsführers eingegangen. Und soweit ich dem entsprechenden Text entnehmen kann, habe ich mit meinem Verhalten gegen keine Regel verstossen.

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