NRW-Klasse 2013/14: OSV I – SF Lieme I

Marcel Becker

Zuerst einmal möchte ich mich für den diesmal reichlich späten Bericht entschuldigen. Teilweise ist dies dem Umstand geschuldet, daß nach dem titelgebenden Mannschaftskampf am 7. Dezember diesen Jahres einige Feierlichkeiten anstanden.

Viel Schönes gibt es über diesen Mannschaftskampf leider nicht zu berichten. Wir haben mit knapper Not das mannschaftliche Unentschieden gesichert. Nachfolgend das Endresultat in Bildform:

DSC033001 Brett 1 hatte Schwarz, Brett 2 Weiß usw.

Schon früh zeichnete sich ab, daß wir unserer Favoritenrolle nicht unbedingt gerecht werden würden. Jürgen gewann zwar wohl souverän, bei Vlastimil war die Sache aber schon etwas wacklig. Zwar konnte er sich als Schwarzer im Paulsensizilianer einen bequemen Vorteil erspielen, den er dann auch lange Zeit konservieren konnte. Im Endspiel, wo er mit der Figurenkonstellation Turm und Läufer gegen Turm und Springer des Gegners kämpfte, unterliefen ihm leider Ungenauigkeiten. Am Schluß war das Remis wohl ein eher schmeichelhaftes Ergebnis, auch wenn er sicher nicht auf Verlust stand.

Richtig übel verlief meine Partie. Konfrontiert mit dem Springer-Tango (Knight’s Tango) entschloss ich mich durch Zugumstellung in die Gefilde des Rubinsteinsystems im Nimzoinder zu begeben, wo ein auf c6 stehender und dabei den schwarzen c-Bauern blockierender Springer nicht unbedingt die beste Figur abgibt. Leider beging ich dann einen schweren positionellen Fehler, indem ich mit a2-a3 den Abtausch auf c3 unter Bildung des Doppelbauern forcierte. Davon erholte ich mich nicht mehr, mein Gegner spielte im weiteren Verlauf sehr stark und ließ mir keine Chance mehr. Hier das Bild des Grauens aka Schlußstellung meiner Partie:

DSC03273[1] Uff…

Der Rest der Partien bot zum Zeitpunkt meiner Niederlage ein gemischtes Bild. Aleksej’s Partie war dabei wohl der angenehmste aller Anblicke. Nach sehr starker Eröffnungsbehandlung hatte er eine Qualität mehr und konnte in ein Endspiel einlenken, in der sein Gegner mit einem Bauern bei weißfeldrigen Läufer als „Kompensation“ zufrieden sein musste. Es sah hier nach einem sicheren Sieg aus.

DSC03277[1]

Dragos hatte leider nicht annähernd so viel Glück. Ihm war als Schwarzspieler die Behandlung der Schottischen Partie so gar nicht geglückt und er befand sich mit Qualität und Bauer weniger bei halbnacktem König und gefesseltem Springer auf verlorenem Posten.

DSC03281[1]

Auch Claus hatte eher wenig zu lachen, obwohl er zumindest in der Lage war Verwicklungen zu generieren. In der Eröffnung hatte er es mit der Aljechinverteidigung zu tun, mit der er sich etwas schwer tat. Zwischendurch verlor er durch einen Akt von Schachblindheit noch einen Bauern, zudem hatte der Gegner in einer offenen Stellung das Läuferpaar. Danach spielte er jedoch groß auf, wirbelte die Stellung durcheinander und holte so einiges Gegenspiel heraus. Dennoch stand er zum konkreten Zeitpunkt klar schlechter.

DSC03282[1]

Andreas Söhnchen’s Stellung war schwer einzuschätzen. Es war eine schwerblütig wirkende Partie, die allerdings zugespitzter und lebhafter war als der erste Anschein vermuten ließ. Am Damenflügel hatte er mehr oder weniger freie Hand, im Gegenzug musste er am Königsflügel achtgeben.

DSC03284[1]

Sehr gut sah wiederum die Partie von Andreas Voge aus. Er hatte zur Bird-Larsen-Eröffnung gegriffen und schon früh vielversprechend gestanden. Die lange Rochade seines Gegners spielte ihm derart in die Hände, daß er aus der Stellung einen sehr starken Angriff kneten konnte.

DSC03287[1]

Die Partie von Dragos ging wie zu erwarten verloren, dafür konnte Claus seine Stellung nach wechselhaftem Verlauf in eine Remisstellung mit ungleichen Läufern abwickeln und so ein wertvolles Remis sichern. Andreas Voge konnte seine Angriffsstellung zum vollen Punkt verwerten und so einen vorläufigen Gleichstand herstellen.

DSC03289[1]

Damit sah die Lage auf einmal gar nicht mehr so unfreundlich aus. Die Stellung von Andreas Söhnchen war zwar immer noch schwierig einzuschätzen, schien aber zumindest nicht niederlagenträchtig. Und bei Aleksej standen die Zeichen immer noch klar auf Sieg, auch wenn eine gewisse Genauigkeit erforderlich war. Ein 4,5-Sieg lag im Bereich des Möglichen.

Leider brach bei Andreas die Stellung nach einem zuerst gut aussehenden Qualitätsopfer zusammen und ging verloren. Somit war nur noch ein 4:4 möglich und selbst das schien gefährdet, denn Aleksej’s Endspiel erforderte weit mehr technisches Können als ursprünglich gedacht.

DSC03297[1]  DSC03298[1]

Zu unser aller Erleichterung und gemäß Vlastimil’s Prognose (der die Stellung als leicht gewonnen bezeichnete) erwies sich Aleksej den Anforderungen voll gewachsen und fuhr ungefährdet den Sieg ein. Damit war das mannschaftliche Unentschieden gerettet.

Ein Gedanke zu “NRW-Klasse 2013/14: OSV I – SF Lieme I

  • 27. Dezember 2013 um 22:36
    Permalink

    Muss ich einfach mal sagen: Die Berichte sind auf demselben Niveau wie das Schach, das von unserer Ersten gespielt wird. Erstklassig.

    Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hinweis: Es werden nur Kommentare mit korrekten Angaben zu Namen und Email-Adresse veröffentlicht. Eine Anonymisierung durch die Redaktion (auch mit selbst gewähltem Pseudonym) ist auf Wunsch möglich.